Zukunft beginnt vor Ort - gemeinsam für Pfarrkirchen!

Neues Klinikkonzept: Ein medizinisches Zentrum und zwei Fachkliniken

Veröffentlicht am 24.04.2010 in Lokalpolitik

© Passauer Neue Presse, 20.04.2010:

Pfarrkirchen. Der Kreistag hat gestern mit großer Mehrheit entschieden: Die Krankenhäuser erhalten neue Strukturen. Eggenfelden wird Schwerpunktkrankenhaus, Pfarrkirchen wird Fachklinik mit Zentren für Altersmedizin und Orthopädie. Simbach soll psychosomatische Fachklinik werden. Lediglich zwei Kreisräte - Georg Riedl (CSU) und Oliver Niebler (FDP) - stimmten dagegen.

Im November 2009 hatte ein Bürgerentscheid verhindert, dass die drei defizitären Kreiskrankenhäuser an einen privaten Träger verkauft wurden. Gestern nun stimmten die Kreisräte für das vom Aufsichtsrat favorisierte Modell. Das neue Konzept sieht drei autonome Kliniken vor: In Eggenfelden entsteht ein Schwerpunktkrankenhaus mit den im Landkreis bereits vorhandenen Spezialgebieten. Dort wird auch eine hochwertige Intensivmedizin konzentriert. Pfarrkirchen wird zu einer Fachklinik mit den Schwerpunkten Altersmedizin und Orthopädie. Im Krankenhaus Simbach wird die Fachklinik für Psychosomatik ausgebaut. Alle im Landkreis vorhandenen Notarzt-Standorte bleiben erhalten.

„Diese neue Bündelung von Fachrichtungen an den einzelnen Standorten ist in sich stimmig“, sagt Achim Momm von der Beraterfirma BAB, die mit einem Team während der vergangenen Monate die unterschiedlichen Modelle erarbeitet hatte.

Das Angebot in Eggenfelden

Die Innere Medizin in Eggenfelden wird deutlich verstärkt. Dort kümmern sich die Spezialisten künftig auch um Lungenheilkunde und Schlafmedizin – Fachgebiete, die bislang in Pfarrkirchen angesiedelt waren. Wie zuvor bleiben die Gynäkologie und Geburtshilfe, die chirurgischen Fachabteilungen sowie die Belegabteilung für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde in Eggenfelden. Hinzu kommt die urologische Belegabteilung, die bislang in Pfarrkirchen untergebracht war. Eggenfelden ist im neuen Konzept außerdem ambulantes und kurzzeitchirurgisches OP-Zentrum. Die Klinik Eggenfelden hat derzeit rund 300 Betten und fünf moderne Operationssäle.

Pfarrkirchen wird zum Fachzentrum

Am Standort Pfarrkirchen soll ein Zentrum für Altersmedizin entstehen, das Akutmedizin und Rehabilitation verbindet. Die bestehende und gut etablierte Fachabteilung für Geriatrische Rehabilitation wird hierfür ergänzt um Akutgeriatrie, ein internistisches Spezialgebiet. „Viele Patienten haben typische Erkrankungen, die mit höherem Alter einhergehen. Künftig können wir solche Patienten schon ab dem ersten Tag ihres Krankenhaus- Aufenthaltes in Pfarrkirchen behandeln. Das erspart ihnen den Wechsel von der Akut-Klinik in die anschließende Rehabilitation“, erklärt Achim Momm. Akutgeriatrie wird in Bayern seit November 2009 durch ein neues Programm des Gesundheitsministeriums vorangetrieben, weil sie als Fachgebiet der Zukunft gilt: Mit einem interdisziplinären, ganzheitlichen Ansatz werden die älteren Patienten versorgt, die oft wegen mehreren Krankheiten zugleich behandlungsbedürftig sind. Alles zielt darauf ab, Lebensqualität zu erhalten und die Patienten auf möglichst große Selbstständigkeit nach der Klinik- Zeit vorzubereiten. Das neue Konzept sieht zudem vor, dass die bislang in Eggenfelden untergebrachte orthopädische Belegabteilung nach Pfarrkirchen verlagert wird. Mit einer Spezialisierung auf Gelenk-Prothesen und Wirbelsäulenchirurgie bietet die Abteilung Leistungen, die auch von älteren Patienten häufig verlangt werden. „Der Standort Pfarrkirchen soll wirtschaftlich werden und selbstständig bleiben, das war eine der Hauptforderungen an das Klinik-Konzept“, sagt Achim Momm. „Das wird mit diesen Spezialisierungen gelingen. Sowohl die Altersmedizin als auch die orthopädische Chirurgie sind Zukunftsmärkte: Die Bevölkerungsentwicklung sorgt hier in den kommenden Jahren für stetig wachsenden Bedarf.“

Mehr Psychosomatik in Simbach

Die Zukunft für den Standort Simbach ist noch nicht vollends geklärt. Dort wird gemeinsam mit dem Krankenhaus St. Josef im österreichischen Braunau noch einmal versucht, das grenzübergreifende „Europa- Klinikum“ zu realisieren. Bis zum 31. Juli hat man sich dafür nochmals Zeit gegeben. Erwin Windischbauer als Geschäftsführer des Krankenhauses in Braunau sicherte im Kreistag zu, dass die österreichische Seite zu dem Grundsatzbeschluss von 2003 stehe. Man werde „hart, kurz und fair verhandeln“. Auch Landrätin Bruni Mayer versicherte, ihren ganzen Einsatz zu bringen. Fest steht bereits, dass die Fachklinik für Psychosomatik auf mindestens 120 Betten ausgebaut wird. Trotz mehrfacher Vergrößerungen habe man dort regelmäßig lange Wartelisten. Laut Achim Momm könne durch die Vergrößerung auf 120 Betten eine „schwarze Null“ in Simbach erreicht werden. Die Notfallversorgung soll auch nach der Umsetzung des neuen Konzepts gewährleistet sein. Die Notarzt-Standorte in Simbach und Pfarrkirchen bleiben erhalten. An allen drei Standorten setzen die Planer auf eine enge Zusammenarbeit mit niedergelassenen Ärzten, um dadurch die Notfallversorgung zusätzlich zu stärken. Dabei ist in den Unterlagen von BAB für Pfarrkirchen eine „Chirurgische Nothilfe“ genannt, für Simbach ein „ambulantes Notfallkonzept“. An der Möglichkeit der Notfallversorgung in Braunau ändere sich nichts, unabhängig vom Ergebnis der Gespräche über die „Europa-Klinik“.

Jetzt, da die grundlegende Entscheidung über die neue Struktur getroffen ist, werden alle Veränderungen im Detail geplant. Gemeinsam mit dem Freistaat und den Krankenkassen müssen die nötigen Schritte eingeleitet werden. Bis die neuen Strukturen sichtbar werden, vergehen aber noch einige Monate, sagt Achim Momm: „Frühestens im Jahr 2011 wird die Bevölkerung etwas von denVeränderungen merken.“ Die Notwendigkeit zum Stellenabbau betonten die BAB-Geschäftsführer Achim Momm und Peter Brückner-Bozetti. Dies sei bei jährlich sechs Millionen Euro Defizit unabhängig vom gewählten Konzept. Es wurde jedoch versichert, dass dies ohne betriebsbedingte Kündigungen erfolgen werde.


 

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